Theaterensemble PUCK

Yvonne - die Burgunderprinzessin

von Witold Gombrovicz

Stück
Autor
Besetzung
Bilder
Nuscha Nistor (Regie und Choreographie) Mathias Willaredt-Nistor (Livesound)

Presse:

Wenn das Fremde zur Bedrohung wird
„Ein Stück mit Tiefgang, das bei all seiner Abgründigkeit mühelos den Spagat zwischen Groteske und Parabel hält: Da gibt es herrlich schräge Karikaturen und viel Klamauk, vor allem aber ein blitzwaches Schauspielerensemble, das so dynamisch wie exakt agiert und mit Livemusik filmtauglich begleitet wird ... unbedingt sehenswert!”
20.04.2013Badische Zeitung, von Marion Klötzer     PDF ansehen
Im Korsett der Konventionen
Mai 2013fipps, von Rüdiger Binkle     PDF ansehen

Das Stück

Willkommen in der grotesken Welt des Witold Gombrovicz!
Wer ist Yvonne? - niemand weiß es...

Yvonne ist stumm, Yvonne ist hässlich, Yvonne wiedersetzt sich allen Konventionen.

Es begegnet ihr Prinz Philip von Burgund bei einem Spaziergang mit Freunden.
Der Prinz und Thronfolger fühlt sich von Yvonnes Andersartigkeit derart provoziert, dass er beschließt sie zu heiraten!
Sein Entschluss ist eine Art exzentrischer Impuls, gegen die eigene höfische Blasiertheit, gegen die Konvention einer `standesgemäßen Verbindung´, gegen die immer gleichen höfischen Rituale und Zeremonien. Der Prinz will nicht mehr nur `funktionieren´ und stürzt sich - auch als Machtdemonstration gegen seine Eltern - in eine unmögliche, alle Normen sprengende Hochzeit!

Obwohl schockiert, aber um einen Skandal zu vermeiden, willigen König Ignaz und Königin Margarethe ein. Sie interpretieren das Verhalten ihres Sohnes als ein Handeln aus Mitleid und Edelmut, eine momentane Laune, die wieder vergehen wird - ein königlicher Scherz.

Yvonne wird also bei Hofe eingeführt und erzeugt sogleich ein Höchstmaß an Irritation.

Ihre Schweigsamkeit, ihre Hässlichkeit, ihre Angst enthüllen - einem bösartigen Spiegel gleichend - die Peinlichkeiten, Schwächen und Abgründe der anderen, von der Königsfamilie angefangen, bis hinunter zu den Hofdamen und Kammerdienern. Panik und Hass verbreiten sich ebenso wie eine Epidemie unnatürlichen Lachens.

Die Königin kann ihr heimliches Dichten nicht mehr ertragen und wird von einer panischen Angst ergriffen, man könnte die Hefte ihrer dilettantischen Ergüsse entdeckt haben. In König und Kammerherr steigen ungute Erinnerungen auf, an eine gemeinsam begangene Vergewaltigung einer Näherin bei Hofe und deren anschließende Ermordung. Allgemeiner Irrsinn greift um sich und die, sonst durch die Etikette zusammengehaltene Hofgesellschaft, droht zu zerbrechen.
Auch Prinz Philip kommt sich inzwischen absurd vor und möchte die Verlobung rückgängig machen. Er beginnt vor den Augen Yvonnes eine Affäre mit einer Hofdame – ein neues Spiel soll das alte beenden.
Doch es ist zu spät! Yvonne empfindet offensichtlich echte Liebe zu dem Prinzen und er spürt, dass nichts mehr rückgängig zu machen ist. Durch ihre Liebe ist er jetzt `in ihr´.

Rohheit, Dummheit und Bestialität greifen weiter um sich und alle am Hofe spüren es:
Yvonne muss beseitigt werden …

Der Autor

Witold Gombrovicz, 1904 auf einem Gutshof in Maloszyce geboren, gehört zu den bedeutendsten polnischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Einer aristokratischen Familie entstammend, begann er bald das Absurde in seiner Umgebung und im eigenen Leben zu entdecken. Die Blasiertheit, mit der man in seinem Milieu der aufständischen Tradition begegnete, aristokratischer Snobismus, salonhafte Überheblichkeit, mit der man Ignoranz und Bequemlichkeit überspielte, verleiten ihn zu provokanten Wortspielen und oft verletzenden Späßen, die privat – meist in den literarischen Cafés, die, ob in Warschau, Buenos Aires, Paris oder Berlin, immer ein wichtiger Bestandteil seines Lebens waren - und literarisch zu seiner Manier wurden.

Das Leben spielte ihm, dem unverbesserlichen Ironiker, einen geradezu teuflischen Streich: Nach einem lustlos betriebenem Jurastudium („Ich konnte nicht zwischen Mörder und Richter unterscheiden und schüttelte den Mördern die Hand“) in Warschau (1923-28), einem einjährigen Parisaufenthalt (1926) und den ersten literarischen Erfolgen – in Warschau entstanden u. a. die damals wenig beachtete „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ und der erste Roman „Ferdydurke“ (1937) - , nahm Gombrovicz 1939 an der Jungfernfahrt des Schiffes „Chobry“ nach Buenos Aires teil. Der Überfall Polens durch Hitlers Wehrmacht verhinderte die geplante Rückreise; aus den wenigen Tagen wurden so 24 Jahre argentinischen Exils.


Finanzielle Misere gehörte von nun an zum Alltag des verwöhnten Aristokraten. 1947-55 arbeitete er als Sekretär im Banco Polacco; bescheidene Einkünfte aus der Veröffentlichung und Übersetzung seiner Werke – 1950 nahm er die Verbindung mit dem Exilverlag “Institut Litteraire“ in Paris auf, wo u.a. seine Romane "Trans-Atlantik" (1952), "Pornografia" (1960) und "Kosmos" (1965) erschienen -, gelegentliche Unterstützung reicher, literaturbegeisterter Freunde, ein Stipendium des Senders „Free Europe“ (1955) halfen ihm jahrelang über den Berg.

1963 verließ er Argentinien und folgte einer Einladung der Ford-Stiftung nach West-Berlin. Ein Jahr später ließ er sich in Vence, in Südfrankreich nieder, wo er am 24.7.1969 starb.

Vier Romane , drei Schauspiele, Novellen, Erzählungen, drei Bände Tagebücher, Essays, aufgezeichnete Gespräche mit seinem Verleger Dominique de Roux bilden Gombroviczs Werk, das auffallend theatralische Züge - auch in den Prosawerken - trägt: Konflikte, Masken, Rollen sind die literarische Wiederspiegelung der Überzeugung das Theatralische sei das Grundprinzip menschlichen Verhaltens.

Die Besetzung

YVONNEMaggy Scheuermann
KÖNIG IGNAZMichael Helten
KÖNIGIN MARGARETHEJuliane Flurer
PRINZ PHILIPSimon Matt
CYRYLL, ein Freund des PrinzenDominik Berberich
KAMMERHERRAlexander Schwarzkopf
ISA, eine HofdameVeronique Weber
Eine HofdameIlona Brandenburg
Die Tanten YVONNESSonja Ladusch
Jana Skolovski
Giulia Doreen Arteman
Julia Binneweiß
INNOZENZ, ein HöflingSonja Ladusch
VALENTIN, ein DienerPascal Frühling
DREI WÜRDENTRÄGERAlexander Schwarzkopf
Pascal Frühling
Dominik Berberich
Ein BETTLERPascal Frühling

Die Musik